Kategorie: Human Resources | Lesedauer: 12 min | aktualisiert am 02. Juli 2024
Zielgruppe: Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen
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Was ist ein Konfliktgespräch?
Bevor wir tiefer in das Thema eintauchen, klären wir zunächst, was ein Konfliktgespräch ist. Ein Konfliktgespräch, auch als Streitgespräch bekannt, ist eine Unterhaltung zwischen zwei oder mehreren Personen, die gemeinsam eine Lösung für ein bestehendes Problem finden wollen. Meistens geht es dabei um eine unangenehme Situation oder ein Problem, das eine der beteiligten Personen stört und deshalb das Gespräch sucht.
Um ein Konfliktgespräch zu führen ist es entscheidend, eine gemeinsame Basis zu schaffen, um ein gutes Miteinander zu gewährleisten und zukünftige "schwierige Situationen" zu vermeiden.
Warum braucht es in Unternehmen (regelmäßige) Konfliktgespräche?
Konfliktgespräche sind in Unternehmen unverzichtbar, um Spannungen zu lösen, Missverständnisse zu klären und die Zusammenarbeit zu verbessern.
Sie bieten die Möglichkeit, Kommunikationsbarrieren zu überwinden und ein positives Arbeitsklima zu fördern. Durch offene und ehrliche Gespräche können Mitarbeiter:innen ihre Anliegen und Perspektiven teilen, was zu einem besseren Verständnis und einer stärkeren Teamdynamik führt.
Darüber hinaus tragen Konfliktgespräche zur persönlichen Entwicklung und zum Wachstum der Mitarbeiter:innen bei. Sie fördern wichtige Fähigkeiten wie Empathie, aktives Zuhören und konstruktive Kommunikation, die sowohl beruflich als auch persönlich von großem Nutzen sind.
Die Ergebnisse des CPP Global Human Capital Reports verdeutlichen die Häufigkeit von Konflikten am Arbeitsplatz. Etwa drei von zehn Befragten (29%) gaben an, dass sie "immer" oder "häufig" mit Konflikten konfrontiert sind. Im Gegensatz dazu berichtete nur jeder siebte Arbeitnehmer (14%) von Meinungsverschiedenheiten, mit denen er sich auseinandersetzen müsste.
Konfliktgespräch VS. Kritikgespräch – nicht gleichbedeutend
Ein Konfliktgespräch und ein Kritikgespräch sind nicht dasselbe, obwohl sie ähnliche Elemente enthalten können.
Ein Konfliktgespräch bezieht
sich typischerweise auf eine Situation, in der es zwischen zwei oder mehreren Personen zu einem Konflikt gekommen ist. Dies kann auf
- unterschiedliche Meinungen,
- ungelöste Probleme,
- zwischenmenschliche Spannungen oder
- Missverständnisse zurückzuführen sein.
Das Ziel eines Konfliktgesprächs ist es, den Konflikt zu klären, gemeinsame Lösungen zu finden und die Beziehung zwischen den Beteiligten zu verbessern.
Ein Kritikgespräch hingegen konzentriert sich
speziell auf die Beurteilung oder Bewertung der Leistung, des Verhaltens oder der Handlungen einer Person.
Es geht also darum,
- konstruktive Kritik zu geben,
- Feedback zu geben und
- Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Ein Kritikgespräch kann auch Teil eines Konfliktgesprächs sein, wenn beispielsweise ein Konflikt aufgrund von Leistungsproblemen oder Verhaltensweisen entstanden ist.
Konfliktgespräch |
Kritikgespräch |
|
---|---|---|
Wer? |
Zwei oder mehrere Personen | Eine Person |
Wann? |
Nach Konflikten und zwischenmenschlichen Herausforderungen | Bei Beurteilung und Bewertung von Leistung und Verhalten |
Was? |
Konflikt aufdecken und besprechen | Konstruktive Kritik und Feedback |
Wofür? |
Lösungen finden und Beziehungen verbessern | Verbesserungsmöglichkeiten für Leistung und Verhalten |
In beiden Fällen ist eine klare und respektvolle Kommunikation entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und eine positive Lösung anzustreben. Das bringt uns auch schon zu unserem Hauptteil dieses Blogbeitrages:
Der Leitfaden mit 10 Regeln für eine erfolgreiche Gesprächsführung von Konfliktgesprächen. Die Checkliste kannst du direkt am Ende des Beitrages herunterladen.
Leitfaden für ein erfolgreiches Konfliktgespräch
Mit diesen 10 Regeln gelingt’s
Jedes Unternehmen spiegelt unsere Gesellschaft wider, in der unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen und naturgemäß Konflikte austragen. Doch wie können Konfliktgespräche konstruktiv geführt werden?
Die erste Regel lautet: Scheue diese Gespräche nicht. Konfrontationsscheu bringt dich nicht weiter und kann langfristig negative Folgen haben, auch für Führungskräfte, die Konflikten oft aus dem Weg gehen. Wer die Dynamik von Konflikten versteht, kann sie konstruktiv lösen und bleibt selbst ruhiger.
„Ein Weg, einen Konflikt zu lösen, ist, ihn zusammen zu überwinden. Dann kann man ihn immer noch aus dem Weg räumen.“
– Joachim Panten, Aphoristiker und Publizist
Egoismus hat in einem erfolgreichen Konfliktgespräch keinen Platz. Auch sollten bestimmte Sätze, die im Umgang mit Geschäftspartner tabu sind, vermieden werden. Der Fokus muss auf der Lösungsfindung oder der Einigung liegen. Mit den folgenden Tipps möchten wir dir hilfreiche Anleitungen zum Selbstverhalten in Konfliktgesprächen geben, damit du diese erfolgreich und konstruktiv führen kannst.
#1 Bewusste Wahrnehmung für Eskalationspotenzial
Spitzt sich die Stimmung während eines Konfliktgesprächs zu, ist es entscheidend, dass alle Beteiligten sich dessen bewusst sind. Menschen neigen dazu, unbedingt Recht haben zu wollen. Wenn unsere Meinung nicht geteilt wird, kann es leicht passieren, dass wir Beleidigungen aussprechen und die Aggression die Oberhand gewinnt, was eine sachliche Kommunikation unmöglich macht. In solchen Momenten scheint eine Lösung in weiter Ferne zu liegen.
Dieses Verhalten sollte von beiden Konfliktparteien unbedingt vermieden werden. Innerhalb des Konfliktmanagements darf das eigentliche Problem mit der möglichen Lösung nicht aus den Augen verloren werden. Droht dies dennoch, liegt es in der Verantwortung des Unternehmens, insbesondere der Führungskräfte, das Verhalten der Mitarbeiter:innen zu korrigieren und den Fokus wieder auf das Wesentliche zu lenken. Dies gilt natürlich auch umgekehrt, falls die Situation es erfordert.
Es ist jedoch ebenso wichtig, die eigenen Worte klar zum Ausdruck zu bringen, denn ein Konfliktgespräch soll stets den Charakter eines "offenen Gesprächs" behalten. Bewusste Wahrnehmung und Achtsamkeit sind daher Schlüsselkomponenten für ein konstruktives Konfliktgespräch.
#2 Bedürfnisse des Gesprächspartners beachten
Negative Emotionen wie Zorn und Wut verlangen nach Aufmerksamkeit, Respekt und vor allem Wertschätzung.
Diese Emotionen können uns blockieren und verhindern, dass wir rational argumentieren. Um die angespannte Lage zu deeskalieren, sollte man im ersten Schritt die Bedürfnisse des zornigen Gesprächspartners in den Fokus rücken. Erst wenn diese Bedürfnisse anerkannt und respektiert werden, kann ein sachliches Konfliktgespräch stattfinden. Ohne die Gründe für die Aufregung zu verstehen, sollte kein Urteil gefällt werden.
Versuche daher, die andere Person zu verstehen und bereits zu Beginn eine unbegründete Blockade zu vermeiden. Indem du auf die Bedürfnisse deines Gesprächspartners eingehst, kann sich die Situation oft schon beruhigen, und ein weiterführendes Konfliktgespräch ist möglicherweise gar nicht mehr erforderlich.
Manchmal liegt das Problem lediglich an verzerrten Emotionen, die durch ein offenes Ohr und Verständnis schnell geklärt werden können.
Menschliche Basisemotionen
Basisemotionen sind grundlegende Gefühlszustände, die als angeboren und universell betrachtet werden. Dazu gehören Glück, Überraschung, Traurigkeit, Angst, Ekel und Wut. Diese Emotionen werden in der Regel durch spezifische Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und neurophysiologische Reaktionen gekennzeichnet. Sie spielen eine zentrale Rolle in der menschlichen Erfahrung, beeinflussen unsere Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und soziale Interaktionen.
#3 Perspektivenwechsel
„Wie würde ich handeln, wenn ich du wäre?“
Dieser Perspektivenwechsel oder ein gedankliches Rollenspiel kann die Einstellung zu einem Thema schlagartig ändern. Eine ehrliche Beurteilung ist dabei von großer Bedeutung. Indem du dich in die Lage deines Gegenübers versetzt, kannst du besser verstehen, warum jemand aufgebracht ist, und somit leichter zu einer Konfliktlösung gelangen.
Durch diesen Perspektivenwechsel kannst du Missverständnisse aufdecken und eine empathische Haltung einnehmen.
Viele Konflikte entstehen aus mangelndem Verständnis und Misskommunikation!
Indem du dir bewusst machst, wie sich die andere Person fühlt und warum sie so reagiert, kannst du gezielter und lösungsorientierter handeln. Dies ebnet den Weg zu einem konstruktiven Gespräch und einer effektiven Problemlösung. Ohne den Willen, Missverständnisse aufzuklären und aktiv an einer Lösung zu arbeiten, bleibt der Konflikt bestehen.
#4 Ich-Botschaft
Das „Was“ ist zweitrangig, wenn es um das „Wie“ geht. Mit Ich-Botschaften kannst du Transparenz schaffen, ohne dein Gegenüber anzuklagen.
Anklagende Vorwürfe können den Gesprächspartner in die Defensive drängen und Gegenwehr provozieren. Stattdessen ist es wichtig, die Thematik zu erklären und deine eigenen Gefühle klar auszudrücken. Teile deinem Gesprächspartner mit, wie du persönlich die Situation empfindest und was dir wirklich wichtig ist. Erst dann kannst du deine Wünsche äußern – ohne Vorwürfe. Diese Kommunikationstaktik fördert Verständnis und erleichtert eine sachliche Lösungsfindung in künftigen Konfliktgesprächen.
Effektive Beispiele für Ich-Botschaften:
- "Ich fühle mich frustriert, wenn wir unsere Projektfristen nicht einhalten, weil ich viel Zeit und Energie investiere."
- "Mir ist wichtig, dass wir unsere Meetings pünktlich beginnen, weil ich dadurch besser planen kann und wir effizienter arbeiten können."
- "Wenn ich das Gefühl habe, nicht gehört zu werden, fühle ich mich unverstanden und das belastet unsere Zusammenarbeit."
- "Es macht mich traurig, wenn ich höre, dass meine Ideen nicht berücksichtigt werden, weil ich mir Mühe gebe, gute Lösungen zu finden."
- "Ich bin besorgt darüber, dass die Kundenbeschwerden zunehmen, weil ich mir Sorgen um unseren Ruf mache und wir möglicherweise Kunden verlieren könnten."
#5 Aktives Zuhören
Zuhören und das Gehörte würdigen hilft dabei, Brücken zwischen den Gesprächspartnern zu bauen. Besonders bei Verhandlungen ist es entscheidend, eine gemeinsame Wellenlänge zu finden. Die Körpersprache spielt hierbei eine wesentliche Rolle und kann zu einer schnelleren Konfliktlösung beitragen.
Was bedeutet aktives Zuhören?
Aktives Zuhören bedeutet, dem Gegenüber aufmerksam zuzuhören und dies auch sichtbar zu zeigen, zum Beispiel durch Blickkontakt halten, auf Gesagtes zu reagieren und gegebenenfalls kurze Rückmeldungen wie „Ja“, „Achso“ oder Kopfnicken zu geben. Notizen machen hilft, wichtige Punkte festzuhalten, während Feedback und Zusammenfassungen dem Gesprächspartner zeigen, dass man seine Aussagen verstanden hat und wertschätzt. Verständnisfragen ermöglichen es, Unklarheiten zu klären und das Gespräch konstruktiv voranzubringen, ohne den Sprecher zu unterbrechen. Zusätzlich sollte man körperlich dem Gespräch zugewandt sein, um Aufmerksamkeit und Respekt zu signalisieren.
Aktives
Zuhören
#6 Provokationen und Kritik annehmen
Kritik annehmen zu können fällt niemandem leicht. Dennoch sollten wir dankbar sein, wenn jemand offen über unsere Leistungen spricht, denn das bietet uns die Chance zur Verbesserung. Wenn Kritik jedoch heftig oder persönlich wird, reagieren wir oft sprachlos und blockieren weitere Vorwürfe.
Manche bzw. die meisten Menschen neigen (unterbewusst) dazu, Kritik zu persönlich zu nehmen, was ebenfalls nicht zielführend ist. Die Kunst liegt darin, die guten Absichten hinter negativen Äußerungen zu erkennen und anzusprechen, während man den restlichen Ärger zunächst beiseiteschiebt.
Wie wir wissen, ist es wichtig, zunächst einmal Luft abzulassen, bevor eine konstruktive Unterhaltung stattfinden kann. Indem wir die positiven Intentionen hinter der Kritik wahrnehmen und ansprechen, öffnen wir die Tür für ein produktives Konfliktgespräch und persönliches Wachstum.
#7 Disziplin bewahren & Provokation vermeiden
Wenn dein Konfliktgesprächspartner inmitten emotionaler Turbulenzen die formellen Gesprächsregeln vernachlässigt, ist es umso wichtiger, dass du deine eigenen Grenzen klar aufzeigst und Disziplin bewahrst. Obwohl es herausfordernd sein kann, wird sich die Mühe auszahlen.
Ein praktischer Tipp ist, deinem Gegenüber zunächst vollständig zuzuhören und dann mit freundlichen, aber sachlichen Argumenten zu kontern. Zeige Verständnis für seine Emotionen, um das negative Gefühlschaos einzudämmen, selbst wenn deine eigene Wut schwer zu kontrollieren scheint. Durch klare Grenzen und diszipliniertes Verhalten kannst du auch in hitzigen Situationen einen respektvollen und konstruktiven Gesprächsrahmen bewahren.
ACHTUNG: Emotionslosigkeit provoziert!
Ein häufiges Fehlverhalten ist völlige Emotionslosigkeit, die dem aufgebrachten Gesprächspartner Desinteresse signalisiert und seine Verärgerung verstärken kann.
Psychologisch betrachtet entsteht dieses Phänomen durch mehrere Effekte:
- Unwichtigkeit: Erstens kann eine scheinbare Emotionslosigkeit den Eindruck vermitteln, dass der Gesprächspartner nicht ernst genommen wird oder seine Gefühle nicht wichtig sind. Dies verstärkt oft seine bereits vorhandenen negativen Emotionen, da er sich nicht verstanden fühlt.
- Zurückweisung: Zweitens kann eine zu starke Betonung von Rationalität und Emotionslosigkeit den anderen dazu bringen, sich abgewiesen oder zurückgewiesen zu fühlen, was die Situation weiter verschärfen kann.
Deshalb ist es entscheidend, dass du zwar ruhig und sachlich bleibst, aber dennoch Verständnis und Empathie zeigst. Dies bedeutet, dass du auf die emotionalen Signale deines Gesprächspartners eingehst und sie anerkennst.
#8 Ehrlicher Abschluss des Konfliktgesprächs
Ein wesentliches Gebot nach der Lösung eines Konflikts ist:
Abschließen.
Das erneute Aufwühlen alter Wunden wird das Feuer nur wieder entfachen. Strebe mit deinem Gesprächspartner eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung an und erziele eine „Win-Win-Situation“. Dies signalisiert eine konstruktive Haltung und fördert langfristig eine harmonische berufliche Zusammenarbeit.
#9 Nachhaltige Zusammenarbeit nach Konfliktlösung
Auch nach der Lösung eines (größeren) Konflikts kann die Situation tief verankert bleiben, da menschliche Kränkungen oft langfristig im Gedächtnis bleiben. Selbst Kleinigkeiten können das Brodeln erneut zum Überkochen bringen.
Daher sollten beide Parteien ein Interesse daran haben, auf eine langfristige Zusammenarbeit hinzuarbeiten!
Es lohnt sich, gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Arbeitsumfelds zu fördern, wie zum Beispiel
- gemeinsame Mittagspausen oder eine
- engere Zusammenarbeit innerhalb von Projekten.
Diese Teambuilding-Maßnahmen können dazu beitragen, dass aus früheren Kontrahenten großartige Arbeitskollegen oder sogar Freunde werden. Man sollte nicht voreilig urteilen, denn oft sind wir am Ende gar nicht so verschieden, wie wir zu Beginn vermutet haben.
Plan B: Räumliche Trennung
In einem Fall, in dem ein größerer Konflikt besteht, könnte eine alternative Strategie darin bestehen, den Konflikt durch räumliche Trennung zu entschärfen.
Angesichts der zunehmenden Flexibilität der Arbeitnehmer:innen in Bezug auf ihre Arbeitsorte könnte der Arbeitgeber in Betracht ziehen, verstärkt auf Home Office oder Remote Work zu setzen. Dies würde ermöglichen, dass die Bedeutung von Konflikten abgeschwächt wird, indem die betroffenen Personen räumlich voneinander getrennt arbeiten und somit die Wahrscheinlichkeit neuer Konflikte verringern. Es ist bekannt, dass persönliche Antipathien zwischen Mitarbeitern ein natürlicher, schwer beeinflussbarer Faktor sind, den es gegebenenfalls zu berücksichtigen gilt.
Eine erfolgreiche berufliche Zusammenarbeit, sei es in Projekten, Verhandlungen, Schulungen oder Vorträgen, kann eine solide Grundlage für eine langfristige und harmonische Beziehung schaffen.
#10 Konfliktmanagement: Betriebsblindheit überwinden
Die Betriebsblindheit ist nicht nur in betrieblichen Abläufen, sondern auch in Gesprächen ein bekanntes Phänomen. Oft verhärten wir uns in unseren eigenen Meinungen und verlieren dabei den Überblick über die Gesamtsituation. Hier können Meinungen von unbeteiligten Arbeitskollegen wertvolle Impulse geben und zu einer Lösung des vermeintlichen Konflikts beitragen. Es ist jedoch entscheidend, dass wir offen für diese Argumente sind und sie ernst nehmen.
Leider kommt es manchmal vor, dass wir diese Meinungen bewusst ignorieren oder gar nicht erst hören wollen. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass weitere Personen in den Konflikt hineingezogen werden und die Situation eskaliert. Daher ist es wichtig, eine offene Haltung zu bewahren und verschiedene Perspektiven ernsthaft zu berücksichtigen, um eine nachhaltige Konfliktlösung zu fördern.
Was bedeutet Betriebsblindheit eigentlich?
Betriebsblindheit bezeichnet die Tendenz von Mitarbeitern oder Führungskräften, durch die tägliche Routine und das eingefahrene Arbeitsumfeld bestimmte Probleme, Chancen oder Veränderungen nicht mehr wahrzunehmen. Diese Art von Blindheit kann die Innovationsfähigkeit einschränken und zu ineffizienten Entscheidungen führen, da wichtige Informationen oder kritische Feedbacks nicht angemessen berücksichtigt werden.
Folgen fehlender Konfliktgespräche in Unternehmen
Ohne regelmäßige Konfliktgespräche können negative Situationen zwischen Mitarbeitern eskalieren und das gesamte Arbeitsklima belasten. Schließlich kann auch die Mitarbeiterbindung darunter leiden und zu einer erhöhten Fluktuation führen.
Oft zögern wir als Außenstehende, uns einzumischen, bis die Lage nicht mehr zu ignorieren ist. Dadurch spalten sich schnell Lager, und neutrale Positionen werden zunehmend selten. Mitarbeiter:innen werden gezwungen, Partei zu ergreifen, was die Spannungen weiter verschärft.
Wie oft machen Mitarbeiter-/Konfliktgespräche Sinn?
Frühzeitige Konfliktgespräche helfen, abteilungsübergreifende Konflikte zu vermeiden und das Arbeitsumfeld positiv zu gestalten. Unternehmen wird daher empfohlen, regelmäßig (mindestens einmal jährlich) Mitarbeitergespräche zu führen, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und konstruktiv zu lösen. Ebenso tragen diese regelmäßigen offenen Gespräche der Mitarbeiterzufriedenheit bei, da Raum für einen ehrlichen Austausch geschaffen wird. Ein gegenseitiges Vertrauen spielt hierbei eine Schlüsselrolle.
Vorbereitung auf ein Konfliktgespräch
... in 8 Schritten
- Zielsetzung: Definiere deine Ziele und den Zweck des Gesprächs klar.
- Informationen sammeln: Beschaffe dir alle alle relevanten Fakten und Hintergründe.
- Reflexion: Überprüfe deine eigenen Gefühle und Meinungen zum Konflikt.
- Gesprächsstruktur: Plane eine klare Struktur und bereite offene Fragen vor.
- Rahmenbedingungen: Wähle einen Ort und Zeitpunkt sorgfältig aus und lege die Regeln für das Gespräch fest.
- Lösungsansätze: Denke über mögliche Lösungen nach und entwickle realistische Vorschläge.
- Unterstützung: Ziehe bei Bedarf eine neutrale Person hinzu und stelle benötigte Materialien bereit.
- Mentale Vorbereitung: Stellen dir den Gesprächsverlauf vor und bleibe ruhig und fokussiert.
Aufbau eines Konfliktgesprächs
So beginnst du richtig
Die Bedeutung eines schwierigen Konfliktgesprächs ist uns nun bewusst. Wir wissen, dass wir während der Unterhaltung
- das Ziel nicht aus den Augen verlieren dürfen und
- das Problem verstehen wollen.
- Es ist außerdem entscheidend, persönliche Gefühle im Griff zu behalten, um eine konstruktive Lösung zu finden.
Doch wie beginnt man ein Konfliktgespräch richtig?
Die Eröffnung eines Konfliktgesprächs erfordert Fingerspitzengefühl und kann das Nervositätslevel natürlich erhöhen. Eine gründliche Vorbereitung ist jedoch der Schlüssel, um Ängste zu überwinden, da das Ziel immer eine friedliche Lösung ist.
Es ist nicht nur wichtig, WAS man sagt,
sondern vor allem WIE man es sagt!
Eine gelungene interkulturelle Kommunikation ist im beruflichen Umfeld von großem Vorteil, besonders wenn es um die Besprechung von Problemen geht. Direkte Konfrontation sollte vermieden und die Argumentation sorgfältig gewählt werden, um auf Verständnis zu stoßen.
Hier sind einige Beispiele für eine gelungene Gesprächseröffnung von Konfliktgesprächen, die dir als Leitfaden dienen können, um nicht nur solche Gespräche zu führen, sondern es auch effektiv einzuleiten:
Beispiele zur Eröffnung eines Konfliktgesprächs
- "Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass die Kommunikation in unserem Team nachgelassen hat. Hast du einen Vorschlag, wie wir das verbessern könnten?"
- "Hättest du eine ruhige Minute für mich? Ich würde gerne über ein Thema sprechen, das mir in letzter Zeit Sorgen bereitet."
- "Ich würde gerne über das schlechter werdende Arbeitsklima in unserer Abteilung sprechen und gemeinsam über mögliche Lösungen nachdenken."
- "Mir ist aufgefallen, dass deine Leistung in letzter Zeit nachgelassen hat. Kannst du mir erklären, woran das liegen könnte?"
- "In letzter Zeit haben sich in unserer Abteilung Gruppen gebildet, die keine zwischenmenschliche Basis mehr bilden. Wie können wir diese Dynamik angehen?"
- "Ich möchte meine Sorgen ansprechen, die das Arbeitsklima und das Verhalten meiner Kollegen betrifft. Hast du Ideen, wie wir diese verbessern könnten?"
- "Es gibt in letzter Zeit Unruhe in der Abteilung, die möglicherweise von einem bestimmten Kollegen ausgeht. Was denkst du, wie wir damit umgehen sollten?"
- "Mir ist in letzter Zeit eine schlechte Stimmung im Team aufgefallen. Gibt es dafür eine Erklärung oder Vorschläge, wie wir diese verbessern können?"
Bei allen Gesprächen, insbesondere bei denen mit einer Führungskraft, ist es hilfreich, bereits mögliche Lösungsvorschläge zu skizzieren. Diese zeigen Verantwortungsbewusstsein und das Engagement für Verbesserungen.
Ein häufiger Fehler ist es, sich nur über eine Situation zu beschweren, ohne tatsächlich daran interessiert zu sein, diese zu ändern!
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UNSER FAZIT FÜR DICH
Ob du direkt in einen Konflikt involviert bist oder als neutraler Beobachter oder Beobachterin agierst, behalte stets eine sachliche Haltung bei und halte die Lösung im Fokus. Als Außenstehender kannst du hilfsbereit zur Seite stehen, um die streitenden Parteien zu konstruktiven Lösungen zu führen.
Ein bekanntes Zitat lautet:
"Der Klügere gibt nach!"
Dies bedeutet nicht, dass du nachgeben sollst, sondern dass Flexibilität und Vernunft oft der Schlüssel zur Konfliktlösung sind. Ein solches Verhalten kann dich als wertvolles Teammitglied auszeichnen und das Ansehen bei deinen Kolleg:innen steigern – ohne dabei jedoch eigennützig zu handeln. Denke immer daran, dass das Arbeitsklima das gesamte Team betrifft, unabhängig davon, ob es gut oder schlecht ist. Es sollte von jedem Mitglied gepflegt und geschützt werden. Natürliche Konflikte gehören zum Arbeitsalltag, doch mit Verstand und Vernunft können sie schnell gelöst werden. Manchmal lohnt es sich zu hinterfragen, ob eine Situation wirklich so schlimm ist, wie sie erscheint.
Wenn es dir gelingt, Konflikte im Berufs- oder Privatleben konstruktiv anzugehen, kann dies nicht nur zur Lösung beitragen, sondern auch Spaß machen. Probiere es aus und übernehme die Rolle eines Konfliktlösers oder einer Konfliktlöserin – feiere deinen neuen Titel!
Das Team von tirolerjobs.at wünscht dir viele positive Gespräche und Erfolg dabei, das Gelernte für ein gutes Arbeitsklima effektiv umzusetzen.